Nationalpark Arnsberger Wald: Ja bitte!

Wir

  • -        die Arbeitsgemeinschaft Biologischer Umweltschutz im Kr. Soest e.V. – Biologische Station Soest
  • -         die BUND-Kreisgruppe Soest,
  • -         die BUND-Kreisgruppe Hochsauerlandkreis,
  • -         der NABU-Kreisverband Soest e.V.,
  • -         der Verein für Natur- und Vogelschutz im Hochsauerlandkreis e.V. VNV,
  • -         das Landschaftsinformationszentrum Wasser und Wald Möhnesee e.V. LIZ und
  • -         der Sauerländische Gebirgsverein Soest e.V. 

begrüßen die Initiative der Landesregierung
für einen zweiten Nationalpark in Nordrhein-Westfalen
.

 

Die landeseigene Waldfläche zwischen Arnsberg und Möhnesee steht in einem Umfang von 7.200 Hektar als erster Nationalpark „Arnsberger Wald“ in Westfalen bereit.

 

Unser Appell

Wir rufen die Politik des Kreises Soest und des Hochsauerlandkreises auf,
dieses Angebot der Landesregierung anzunehmen – zum Wohle unserer Natur, zum Nutzen für die Bewohner im Hochsauerlandkreis und im Kreis Soest, als großartiges Angebot zur Naherholung und zur Umweltbildung an viele naturinteressierte Menschen im weiteren Umkreis.

 

Der Nationalpark Eifel hat sich als großer Erfolg erwiesen, ein Nationalpark Arnsberger Wald hat das Potential es auch zu werden! 

Mit der Ausweisung als Nationalpark bekäme die Natur Vorrang, könnte sich frei entfalten. Tiere und Pflanzen, die in Wirtschaftswäldern kaum geeignete Lebensräume finden, würden dauerhaft vor dem Aussterben geschützt. Es entstünden artenreiche, abwechslungsreiche, spannende Wälder, hoch attraktiv für viele Erholung suchende.

Die bereitstehende Waldfläche ist seit Jahrzehnten bereits Naturschutzgebiet und weit überwiegend auch europäisches Schutzgebiet. Dies bedeutet: Die Ausweisung als Nationalpark wäre kein zusätzliches Hindernis für die Ausweisung von Siedlungs- oder Gewerbegebieten, kein zusätzliches Hindernis für die Energiewende, kein zusätzliches Hindernis für künftige Infrastrukturprojekte!

Selbst die forstwirtschaftlichen Effekte wären gering: Denn die ehemaligen, forstwirtschaftlich bedeutenden Fichtenwälder sind den Dürrejahren zum Opfer gefallen.

Befürchtungen, ein Nationalpark könnte zu schwerwiegenden Wildschäden im Umfeld führen, erscheinen uns unbegründet: Ein entsprechendes Wildmanagement wird dies verhindern, so wie es das Landesnaturschutzgesetz in § 36 Absatz 1 auch fordert.

 

Alles spricht für einen Nationalpark im Herzen Westfalens!

Um diese Waldfläche geht es:

Bestens geeignet

Diese 7.200 Hektar große, landeseigene Waldfläche erfüllt die Voraussetzungen des § 24 Bundesnaturschutzgesetz für eine Ausweisung als Nationalpark. Es ist weitgehend unzerschnitten, es ist bereits seit langem nahezu vollständig als Naturschutzgebiet ausgewiesen und es ist weit überwiegend auch als FFH-Gebiet Teil des europaweiten Schutzgebietsnetzes NATURA 2000. Es kann in einen Zustand entwickelt werden, der einen möglichst ungestörten Ablauf der Naturvorgänge in ihrer natürlichen Dynamik gewährleistet.

Fichtenforste nahmen bis vor wenigen Jahren größere Teile des Gebietes ein. Sie sind infolge der Dürrejahre großflächig abgestorben. Auf diesen Flächen besteht nun die Chance einer natürlichen Wiederbewaldung hin zu artenreichen Laub- und Laubmischwäldern aus heimischen Baumarten. Von Buchen und Eichen geprägte Altholzbestände sind teilweise bereits als Wildnisgebiete ausgewiesen und aus der Nutzung genommen. Hier und in den übrigen Altholzbeständen können sich die besonders artenreichen und von spezialisierten Tieren und Pflanzen bewohnten Altholzbestände und Bestände der sog. Zerfallsphase entwickeln. Ein großer Teil der Bachauen wird schon heute faktisch nicht mehr forstwirtschaftlich genutzt.

Ein vielgestaltiger Wald ganz unterschiedlicher Altersstadien, mit wachsendem Totholzanteil, durchzogen von zahllosen Bächen, die aus Quellsümpfen entspringen, begleitet von zahllosen kleinen Mooren: Aus dem bereits Vorhandenen würde sich eine großartige Waldlandschaft entwickeln, Lebensraum für viele heute selten gewordene Arten. Stellvertretend für diese Lebensgemeinschaft stehen Arten wie die Wildkatze, der Grauspecht, der Schwarzstorch, der Große Grubenlaufkäfer, zahllose seltene Pflanzenarten insbesondere der Moore und feuchten Bachauen.

Das o.g. Gebiet kann nahezu vollständig aus der Nutzung genommen werden. Bereiche, die aus naturschutzfachlicher Sicht einer wiederkehrenden Pflege oder einer entsprechend schonenden Nutzung bedürfen – sog. Pflegezonen –  sind nur in sehr begrenztem Umfang erforderlich. Dem Grundgedanken eines Nationalparks – „Natur Natur sein lassen“ – kann daher sehr weitgehend gefolgt werden.

Eingebettet in einen großen Naturpark

 

Der Nationalpark Arnsberger Wald wäre eingebettet in eine großräumige, kaum zerschnittene Waldlandschaft, in der weitere Teilflächen schon heute als Naturschutzgebiete ausgewiesen sind. Diese Waldlandschaft bildet den Naturpark Arnsberger Wald mit einer Gesamtfläche von 59.900 ha. Mehr als zwei Drittel dieser Fläche ist in staatlichem oder kommunalem Besitz. Ein 7.200 Hektar großer Nationalpark im Zentrum würde den Naturpark wesentlich aufwerten und bundesweit bekannter machen.

 

Aus Verantwortung für den Erhalt der Natur

Die im Jahr 2007 von der Bundesregierung beschlossene Nationale Biodiversitätsstrategie betont die Bedeutung nutzungsfreier, der natürlichen Entwicklung überlassener Wälder für den Erhalt unseres Naturerbes. Sie fordert, 5 % der deutschen Waldfläche für eine natürliche Entwicklung ohne Nutzung vorzusehen. Die Biodiversitätsstrategie NRW aus dem Jahr 2015 zählt ein Netz von Schutzgebieten, in denen Naturvorgänge in ihrer natürlichen Dynamik ungestört ablaufen (Prozessschutz), zu einem ihrer Leitziele. Dafür soll der Waldflächenanteil mit natürlicher Waldentwicklung auf 5% angehoben werden. Aktuell sind erst ca. 1,9% der nordrhein-westfälischen Waldfläche dauerhaft aus der Nutzung genommen. Ein Nationalpark Arnsberger Wald wäre ein bedeutsamer Schritt, um dem politisch legitimierten Ziel der Biodiversitätsstrategien auf Bundes- und Landesebene näher zu kommen.

Im Dezember 2022 haben sich 200 Staaten – unter ihnen Deutschland – im „Kunming-Montreal-Abkommen“ verpflichtet, 30% der Landschaft und der Meere als Schutzgebiete auszuweisen, um das weltweite Massenaussterben von Arten zu stoppen. Neben naturverträglichen Nutzungsformen müssen auch nutzungsfreie Gebiete dauerhaft gesichert werden, in denen sich die Natur frei entwickeln kann. Dieses Abkommen erfordert es, die Nationale Biodiversitätsstrategie aus dem Jahr 2007 fortzuschreiben. Ein Nationalpark Arnsberger Wald ist ein wichtiger und notwendiger Beitrag unseres Bundeslandes zum Erreichen auch internationaler Verpflichtungen Deutschlands.

Ein Geschenk an die Menschen in unserer Region

Ein Nationalpark Arnsberger Wald wäre nicht nur ein wichtiger Beitrag zum Erhalt der heimischen Natur, es wäre auch ein Geschenk an die Menschen hier in der Region und darüber hinaus. Erholung in der Natur bedeutet für viele Menschen Lebensqualität. Studien belegen die positiven gesundheitlichen Wirkungen intakter Landschaften und Naturgebiete. Die Nachfrage nach Natur ist groß. Die vielfältigen positiven Reaktionen von Wanderern auf Naturschutzmaßnahmen im Arnsberger Wald – z.B. die Renaturierung von Bächen und das Entfichten der Talauen – sind ein Beleg hierfür.

Nationalparke sollen auch dem Naturerlebnis der Bevölkerung dienen, so fordert es das Bundesnaturschutzgesetz. Mit der Einrichtung eines Nationalparks Arnsberger Wald würden Wanderwege verbessert und aufgewertet, sorgfältig abgestimmt auf das Schutzbedürfnis der Natur. Alle 16 Nationalparke in Deutschland verfügen über mindestens ein attraktives Informationszentrum und sog. Nationalparktore. Solche Einrichtungen würden auch im Nationalpark Arnsberger Wald geschaffen und die Attraktivität der Region erhöhen. Eingebettet in ein kluges nachhaltiges touristisches Konzept bietet sich auch eine Chance, einige durch Tagestourismus ausgelöste Probleme am Möhnesee zu mildern.

Ökonomisch ein Gewinn

Ökonomisch sind die Nationalparke in Deutschland ein Gewinn für die jeweiligen Regionen. Wir sind sicher, dass dies auch für einen Nationalpark Arnsberger Wald gelten würde. Profitieren würden Gastronomie, Hotellerie und kulturelle Einrichtungen wie Museen in den umliegenden „Nationalparkgemeinden“.

Holzwirtschaftlich erscheinen uns die Auswirkungen eines Nutzungsverzichts auf der landeseigenen Nationalparkfläche als sehr begrenzt: Die einstigen holzwirtschaftlich bedeutsamen Fichtenforste existieren nicht mehr, eine Neubegründung schnell wachsender, holzwirtschaftlich möglicherweise interessanter Wälder ist im existierenden Naturschutzgebiet und FFH-Gebiet bereits heute untersagt.

Die positiven regionalwirtschaftlichen Effekte dürften die begrenzten holzwirtschaftlichen Effekte sehr deutlich übertreffen.

Mitten in Westfalen

 Kein anderer der aktuellen Kandidaten für einen zweiten NRW-Nationalpark bietet eine vergleichbar günstige Lage: Mitten in Westfalen und nah bei den Menschen.

 

Kein Hindernis für die Energiewende

Der für den Klimaschutz erforderliche Umbau der Energieversorgung wird auch für den Naturpark Arnsberger Wald durch den Bau von Windkraftanlagen Beeinträchtigungen mit sich bringen. Die Naturschutzverbände fordern schon seit langem eine räumliche Planung, die den großen Wert des Naturparks für Mensch und Natur berücksichtigt und die Belastungen auf das unabweisbar Nötige begrenzt. Wir betonen in diesem Zusammenhang, dass ein Nationalpark Arnsberger Wald kein Instrument zur Abwehr von Windkraft ist. Dies ist er schon deshalb nicht, weil die potentielle Nationalparkfläche als weit überwiegend ausgewiesenes Naturschutzgebiet und europäisches Schutzgebiet (FFH-Gebiet) schon heute für Windkraft nicht zur Verfügung steht.

Mitmachen!

Wir rufen alle interessierten Organisationen und Personen auf, sich unserem Appell anzuschließen.

Bad Sassendorf, Marsberg, Arnsberg, Warstein, Möhnesee, Soest, 01.11.2023

Kontakte:

ABU, Teichstraße 19, 59505 Bad Sassendorf, Joachim Drüke, j.drueke@abu-naturschutz.de, 0171/7318133

VNV, Sauerlandstraße 74a, 34431 Marsberg, Bernhard Koch, BeKoch-VNV@web.de, 0175/2248513

BUND-HSK, Birgit Jakubzik, Kirchlinde 1, 59757 Arnsberg, birgit.jakubzik@bund.net, 0176/91101312

NABU-Kreis Soest, Herforder Straße 6, 59555 Lippstadt, Paul Köhler, kontakt@paulkoehler.de, 0160/94669880

LIZ, Brüningser Straße 2, 59519 Möhnesee-Günne, Bernhard Schladör, b.schladoer@t-online.de, 0171/4128334

BUND-SO, Feldmühlenweg 33, 59494 Soest, Sabine Schumacher, sabine.schumacher@bund.net, 0171/4581439

SGV-Soest, Friedrich-Volckmar-Weg 11, 59494 Soest, Gabriele Tiemann, g.tiemann@t-online.de, 0175/4869415